Dienstag, 9. Juni 2015

Auf zu den Kängurus...

...machten wir uns letztes Wochenende. Endlich, muss man sagen! Denn wie unsere britische Freundin Emma schon so treffend bemerkte: "Man denkt, man steigt in Australien aus dem Flugzeug und da liegen sie schon auf der Rollbahn oder hoppeln einem entgegen, aber nichts dergleichen! Man muss sie regelrecht suchen gehen!"

Und genau so ging es uns auch. Nach fast drei Monaten in der neuen Heimat hatten wir immer noch kein einziges Känguru zu Gesicht bekommen...

Auf unsere vermehrte Nachfrage bei Einheimischen kam dann die immer gleiche Antwort: "Ihr wohnt doch fast direkt am Zoo, da gibts doch Kängurus." 

Wir versuchten daraufhin möglichst ohne die Augen zu verdrehen kundzutun, dass wir uns das mit den Kängurus aber - wie Emma auch - anders vorgestellt hatten und man ja schließlich im Zoo immer Tiere sehen kann, die nicht unbedingt auf der Straße herumlaufen und wir außerdem auch noch von keiner tödlichen Spinne gebissen und nicht von Haien angeknabbert wurden und im Eukalyptusbaum hinten im Garten auch noch keinen Koala gesehen hatten - wir also zusammenfassend etwas enttäuscht von der australischen Fauna waren.
Was sollten wir denn den Freunden in Deutschland erzählen? Dass das Überleben hier dann doch recht einfach ist? So hatten wir ja nun nicht gewettet, schließlich hatten wir in Brasilien ja auch den "Dschungel" überstanden...

Schlussendlich akzeptierten wir aber, dass zumindest unsere Straße wohl nicht von Kängurus bevölkert wurde und machten uns auf in den nah gelegenen Yanchep Nationalpark (wenn, dann wollten wir die Tiere wenigstens ohne Gitterstäbe und Eintrittskarte sehen!).

Ich hatte recherchiert, dass es in besagtem Park definitiv Kängurus geben würde, dass sie allerdings eher in der Morgen- und Abenddämmerung zu sehen seien und den Tag über versteckt unter schattigen Bäumen verbringen und ausruhen. Als wir vormittags im Park ankamen, einigten wir uns also darauf auf den Wanderwegen sehr genau Ausschau nach rechts und links zu halten, um sie ja nicht zu verpassen.

Yanchep National Park








Aborigine Kunst



Und tatsächlich - kurz bevor wir schon wieder Richtung Parkplatz unterwegs waren, sichtete Jan eine Gruppe von vier Kängurus, die Mittagsschlaf hielten. Wir zückten die Handys und ich möchte mich jetzt noch einmal bei der Kängurugruppe (und allen Tierschützern) dafür entschuldigen, dass ich sie aufgescheucht habe, aber ein schlafendes Känguru ist kein springendes Känguru und ich musste schon Abstriche machen, da keines ein Baby im Beutel hatte, also verbrachte ich gute 10 Minuten damit, die arme Kängurutruppe durchs Unterholz zu jagen und Videos zu machen.





Dem ganzen Ausflug setzten dann noch ein paar Koalas die Krone auf, die hoch über uns auf den Eukalyptusbäumen ihr Verdauungsschläfchen hielten. Solltet ihr auch die Bilder von den niedlichen Tieren im Kopf haben, die unglaublich kuschelig aussehend einen Baumstamm umarmen, dann lasst euch gesagt sein: Die Koalas, die wir gesehen haben, glichen eher betrunkenen Monchichis und rochen nicht unbedingt nur nach Eukalyptus...




Aber somit hatten wir auf einen Streich zwei Tierarten von der To-See-Liste gestrichen und konnten den Tag mit einem Picknick am Meer ausklingen lassen.





In der Hoffnung auf weitere Tiersichtungen in der nächsten Zeit sende ich euch liebe Grüße "aus dem Outback",
eure Tessa

Sonntag, 3. Mai 2015

Neulich im Bus...

Wie versprochen soll es hier nicht nur darum gehen, Perth und Australien kennenzulernen, sondern natürlich auch die Menschen, die hier leben.
Also versuche ich euch selbstverständlich auch teilhaben zu lassen, wenn mir etwas Kurioses oder Ungewöhnliches passiert und ganz unter diesem Motto kommt hier nun eine kleine Anekdote von meiner ersten Busfahrt in Perth:

Ich stieg in den Bus. Als erste. Die anderen Fahrgäste hatten mich vorgelassen. Warum genau, wusste ich nicht, schließlich hatte ich weder ein Kleinkind dabei noch ging ich am Stock. Aber nun gut. Ich setzte mich. Ganz nach hinten. Es war einer dieser Gelenkbusse. Da ich an der Anfangshaltestelle eingestiegen war, waren nicht viele Fahrgäste im Bus. Eine Mutter mit Kinderwagen. Ein etwas angetrunkenes Pärchen. Eine gut gelaunter Inder.
Wir fuhren los. Der Bus füllte sich. Es stiegen mehr und mehr Menschen ein. Noch immer war keiner ausgestiegen. Das Pärchen erhob sich schließlich. Es drückte den Halteknopf und stellte sich an die zweite Tür. Und dann brüllten sie. Unisono. Sie brüllten den Busfahrer an. Durch den ganzen Bus hindurch. Sie brüllten

"THANK YOU, DRIVER!"

Ich erstarrte. Wartete.

Und der Busfahrer brüllte zurück. Etwas das sich für mich wie "Da nich für" anhörte. Und ich lachte. Leise natürlich. Schmunzelte. Stieg gemeinsam mit dem Inder aus und wir brüllten "Thank you, driver!"



Denn das gehört sich so. Das ist Australien. Man ist höflich. Zu jedem. Auch zum Busfahrer. Denn schließlich hat der freundliche Mann einen ohne Unfälle und Beschwerden dorthin gebracht, wo man hin möchte. Und dafür gebührt ihm doch ein bisschen Dank, oder meint ihr nicht?




Cheers und:


Eure Tessa

Donnerstag, 16. April 2015

Ein Spaziergang durch Perth: East Perth

Claisebrook Cove
Mensch ist das schwierig, einen passenden Einstiegsartikel für den Blog zu schreiben. Viel schwieriger, als ich gedacht hätte. Denn auch nach ein paar Wochen im neuen Land gibt es so unglaublich viel zu sehen, ich finde mich in unbekannten und oft amüsanten Situationen wieder, die ich gerne mit euch teilen möchte, und finde dann doch nicht die passenden Worte...
So hatte ich eigentlich überlegt, euch als erstes mit ein paar Gewohnheiten der Australier vertraut zu machen und euch ein bisschen vom Zusammenleben mit den Aussies zu berichten.
Aber ich finde, ihr solltet die Stadt erst einmal genau so kennenlernen, wie ich sie kennengelernt habe. Auf langen Spaziergängen durch die vielen schönen Viertel von Perth.

Ich bin mir in den letzten Wochen buchstäblich die Füße wund gelaufen. Habe mir vieles angeschaut und alles in mich aufgesogen. Habe nach einem Plätzchen zum Wohnen gesucht, nach Cafes und Restaurants, nach Freizeitbeschäftigungen - und habe eine Unmenge von Dingen entdeckt, die man machen kann. In Perth scheint es ständig ein Festival zu geben, eine Handwerksmesse, Feinschmeckermärkte, Ausstellungen, Open-Air-Kinoveranstaltungen, Brückenläufe und und und.

Das mag daran liegen, dass Perth den Ruf hat, etwas verschlafen zu sein und sich offensichtlich bemüht, dem auf keinen Fall gerecht zu werden. Spricht man mit Australiern aus anderen Teilen des Landes, insbesondere denen aus Sydney und Melbourne, dann hört man gerne "Ach Perth ist halt ein Dorf, ihr werdet euch schnell langweilen." oder auch "In Perth gibts nur die Minenarbeiter und drumherum Farmland und Outback, viel kann man da nicht machen." Ich kann mir kein Urteil darüber erlauben, wie es in den letzten Jahren um Perth stand, aber ich kann versichern: Das ist bestimmt nicht mehr so! Perth pulsiert!

Also habe ich beschlossen, euch immer mal wieder mit auf meine Spaziergänge durch die Stadt zu nehmen, euch einige der vielen Stadtviertel vorzustellen und euch ein bisschen was über das Leben in der Stadt zu erzählen. Vor allem aber möchte ich euch mit Bildern einen Eindruck vermitteln, möchte euch das zeigen, was ich täglich sehe.

Aber zunächst einmal zur Stadt selber:
Perth ist - wie ich schon erzählt habe - die isolierteste Großstadt der Welt. Sie liegt an der Westküste Australiens und ist die Hauptstadt des größten australischen Bundesstaates, Western Australia.

Perth selber ist eigentlich gar nicht so groß, hat nämlich nur 12.000 Einwohner. Sprechen die Leute von Perth meinen sie automatisch den Großraum der Stadt, der 30 eigenständige Kommunen umfasst.
Denn die eigentliche "City of Perth" besteht nur aus dem Bankenviertel und mehreren Einkaufsstraßen sowie dem Ausgehviertel "Northbridge", daher nennt man diesen Teil der Stadt auch den CBD, den Central Business District. Aber von dem werde ich euch ein andermal erzählen.

Der erste Spaziergang, den wir gemeinsam unternehmen, führt uns durch "East Perth" also den östlichen Teil der Stadt. Warum ich genau diesen Teil für den Anfang ausgesucht habe, lässt sich schnell erklären: Wir wohnen im Moment in genau diesem Stadtviertel und somit ist es auch das erste Viertel, das ich selbst erkundet habe.

East Perth ist eine Mischung aus am Swan River gelegenen modernen Apartment- und Geschäftshochhäusern, einer wunderschönen Flusspromenade und der kleinen Bucht Claisebrook Cove. Zudem gibt es das westaustralische Cricket-Stadion, viele Parks und die Känguruinsel Heirisson Island.

Aber nun kommt einfach mit und seht selber, was East Perth so zu bieten hat:

Schon bei uns vor der Haustür gibt es so viel Wasser und Parks, dass man immer aufpassen muss, wem man so begegnet...


Nur ein paar Gehminuten entfernt befinden sich die kleinen Queens Gardens, eine typisch englische Parkanlage, in der sich vor allem die Ladies und Gents aus dem nahgelegenen Seniorenheim herumtreiben.



Und schon bald kommt man in das Wohnviertel Claisebrook Cove, das erst vor einigen Jahren malerisch um eine kleine Bucht herum angelegt wurde.







Das Viertel schmiegt sich um die Bucht Claisebrook auf der einen Seite und den Swan River auf der anderen Seite, immer wieder durchbrochen von den Victoria Gardens, einer weitläufigen Parkanlage.



Von hier aus fahren die Bewohner auch gerne mal mit dem Boot in die Innenstadt...


Verbunden werden die Häuser links und rechts der Bucht durch eine Hängebrücke.





Cafes und Restaurants dürfen natürlich auch nicht fehlen. Zu welcher Uhrzeit auch immer man durch die Stadt streift - die Cafes sind stets gut gefüllt und die Leute frühstücken von morgens um 7 bis nachmittags um 15h.


Ein Teil von East Perth war bis vor ein paar Jahren reines Industriegebiet. Hier finden sich noch alte Kraftwerke, die in zwischen jedoch zu Lofts und Geschäftshäusern umgebaut wurden.


Nach einem Streifzug durchs Viertel geht es zurück zum Swan River und an dessen Ufer entlang bis in die Innenstadt.




Hierbei sieht man dann auch das Cricketstadion, das momentan jedoch Winterpause hat.



 Bevor die Skyline der Stadt wieder auftaucht, schaut man auf die Känguruinsel Heirisson Island, ein Naturschutzgebiet, das im Swan River liegt und die City of Perth von der City of South Perth trennt.

Blick auf die Känguruinsel


Und schon befinden wir uns wieder am Uferweg, meiner momentanen Joggingstrecke.



Und mit dem wunderbaren Blick auf South Perth beenden wir unseren heutigen Spaziergang.

Ich hoffe, ihr habt es genossen, wir hatten ja wirklich Glück mit dem Wetter ;-)

Cheers,
eure Tessa